Schimmelbildung an einer Lehmwand?

Schimmel oder Salzausblühung?


... wir haben einen weißen Schimmel auf unserer 
Lehmwand, sie ist schon trocken und jetzt haben 
wir einen Horror vor diesen Schimmelsporen ...
A. aus W.

Hallo Frau A.,

sind Sie sicher, dass es Schimmel ist? Schimmel bildet sich auf organischen Materialien. Lehm ist oft rein Mineralisch. Bitte nehmen Sie eine Lupe und schauen sich diesen Schimmel genau an. Ähnelt er Spinnweben oder ähnelt er einer Schneeflocke?
In der Regel handelt es sich um ➜Salz-Ausblühungen.

Schimmel entsteht am liebsten auf Material mit Polysacchariden. Hanf hat für gewöhnlich keine Polysaccharide

Unser Hanf-Lehm-Dämmputz enthält natürlich organisches Material: Hanf.
Aber wenn er nass wird bildet sich in der Regel kein Schimmel, sondern zelluloseabbauende Pilze. Das geschieht aber nur, wenn die Hanf-Lehm-Wand extrem lange nass bleibt.
Sowieso sollte eine Lehmwand, ob mit oder ohne Hanf, so schnell wie möglich abtrocknen.

Myzelwachstum auf Hanf

Natürlich wächst auf einem Zellulosehaltigem Material das natürlich Recyclingsystem für Zellulose. Dieses Recyclingsystem ist die Lebensform der Myzele oder Pilze.
Dieses kann nur entstehen, wenn ausreichend lange Nässe zur Verfügung steht. Jedes Holz wird davon befallen, wenn ausreichend lange Nässe zur Verfügung steht. Es gibt Verzögerer: Gerbsäuren und Bitterstoffe (bei Eiche, Walnuss, Hanf usw.), weiterhin Lehm, Kalk und andere Zuschläge (Hanfkalk; LLS400 und HL600). Dann gibt es noch Fungizide, die allerdings nicht nur das Myzel bekämpfen, sondern auch die Menschheit. Alle diese Verzögerer verhindern nicht die Myzelbildung, sondern verzögern diese nur. Ist ausreichend lange Nässe vorhanden, entwickeln sich Myzele / Pilze.

Auf Resten der Hanfstrohverarbeitung, die sehr lange im Regen liegen und die möglichst Zugang zu N P und K haben, können sich Pilzkulturen etablieren; meist Pilze, die wir auch im Wald finden.

Neben Pilzmyzelen können sich auch Kulturen von Amöben ausbilden. Hier: Amöben auf Hanfstrohresten

Hausschwamm

Hausschwamm ist eine Gefahr für jedes Haus. Es gilt auch hier. Er entsteht nur, wenn ausreichend lange Nässe zur Verfügung steht. Feuchtigkeit reicht nicht, es muss Nässe sein.
Seine Myzelausbildung braucht mehr Zeit als gewöhnliche zelluloseabbauende Myzele. (Es ist bekannt, dass Schimmel nur Tage benötigt, allerdings bevorzugt Schimmel Polysaccharide.)
Die alten Meister behaupteten, dass Hausschwamm Zugluft nicht mag. Tatsächlich entwickelt sich Hausschwamm in abgeschlossenen nicht zu kalten und nicht zu warmen Bereichen, Holz oder anderes Zellulosematerial verstoffwechselnd, wobei seine Hyphen meterlang nach Nahrung suchen können.

Hat man Hausschwamm im Haus, es gibt davon mehrere Arten, dann sollte extrem gut und lange getrocknet werden. Ob Fungizide oder sonstige Gifte ratsam sind, ist umstritten. Befallenes Holz und befallene Dämmstoffe auszuwechseln, ist auf jeden Fall ratsam.

Natürlich können auch Hanf-Baustoffe davon betroffen sein. Sind sie dieses, ist eine Herausnahme unbedingt zu empfehlen. Anschließend muss das gesamte geöffnete Bauteil ausgiebig getrocknet werden, ausgiebig!