geschichtliche Details

5500 v. Chr.    Älteste Hanffunde in Europa bei Eisenberg (Thüringen)
2000 v. Chr.    Germanischer Mantel aus grobem Hanfbast
565 n.Chr.    Grabkleid der Merowingerkönigin Adelgund in Paris aus feinem Hanf-Linnen
ca. 800    Karl der Große verfügt ein Dekret zur Leinenherstellung; Vereinheitlichte Verarbeitung von Flachs und Hanf; beide werden gemeinsamer Rohstoff des Leinengewebes
1300 - 1350    Gründung von Leinewebergilden in Brandenburg
1390    Eröffnung der ersten Papiermühle in Nürnberg; Papier aus Hanf- und Flachslumpen
1455    Gutenberg druckt die erste Bibel auf Hanfpapier (Hanf und Flachs sind gleichberechtigte Papierrohstoffe)

17. - 19. Jhd.    Die Kolonien machen Europa reich. Die große Zeit der Segelschiffahrt braucht Segel und Takelagen aus Hanf.

historisches Dokument

Doch auch das Militär benötigt Hanf. Kein anderes Textil ist derart strapazierfähig.
1939    verstärkter Hanfanbau für die Deutsche Wehrmacht
Allein um Prenzlau herum standen zwei Hanffabriken:
Die Hanffabrik Löcknitz wurde 1945 als Reparationszahlung in die Sowjetunion verfrachtet.
Die Hanffabrik in Friedland wurde 1964 geschlossen.

bis 1961 In der Sowjetunion stehen ca. 1 Mio ha Hanf auf dem Acker.

Krisen der Hanfwirtschaft

1748    Erfindung der Walzenkarde durch Daniel Bourn aus Leominster, im gleichen Jahr patentieren Lewis Paul und John Wyatt aus Birmingham eine ähnliche Karde
1764    Erfindung der Spinnmaschinen durch James Hargreaves für Baumwolle, die basierend auf der Vorbereitung durch eine Walzenkarde den Technologiesprung vom Einzelspindelverfahren zum parallelen Mehrspindelverfahren ermöglicht. Baumwolle aus den Kolonien wird der bevorzugte Rohstoff der Textilindustrie. Kolonien werden zum billigen Rohstofferzeuger.
1836    Erfindung der Schiftsschraube durch Josef Ressel in Wien. Etablierung der Dampfschiffahrt. Überkapazität von Segeltuchen, Seilen und Takelagen.
19. Jhd.    Industrielle Ausbeutung der baumwollproduzierenden Kolonien.
1936    Erfindung und Produktionsbeginn: Epoxidharzen bei BASF, Melaminharz bei Henkel und Ciba, Nylon bei DuPont, Polyamid (Perlon) und synthetisches Gummi bei IG-Farben.
Zunächst kriegswichtig, beginnt ab 1945 die Marktdominanz der "zivilen" Kunststofffasern.

1961    Der weltgrößte Hanfanbauer Sowjetunion tritt der UN-Drogenkonvention bei.
1982    Anbauverbot von Nutzhanf in der BRD (bis 1996).
1990    Mit dem Einigungsvertrag wird auch in Ostdeutschland (DDR) der Hanf verboten.

Aufbruch der modernen Hanfwirtschaft

1954    Reinhold von Sengbusch züchtet den einhäusigen Hanf. Der Weg in eine moderne Hanfwirtschaft wird frei.
1995    Matthias Bröckers und Matthias Schillow erzwingen die juristische Freigabe des Hanfanbaus in der BRD.
1996    Cord Grashorn, Bernd Frank und Rainer Nowotny gründen moderne Hanffabriken, Torsten Brückner gründet den Deutschen Naturfaserverband.

1997    Helmut Kranemann und Rainer Nowotny erfinden und bauen die Hanf-Mähmaschine "Blücher II"
1999-2001    Franz Neubauer, Wolfgang Thoma und Rainer Nowotny setzen eine europäische Norm für die Zertifizierung von Baustoffen aus Hanf durch. Nun können Hanf-Dämmstoffe europaweit eine Bauzulassung bekommen.
2013    Gundula Matthies, Jörg Wolschina, Franz Ix und Rainer Nowotny gründen die Hanf-Genossenschaft
2014    Hans Gusovius, Jürgen Paulitz, Robert Hertel und Rainer Nowotny erfinden den ersten Hanf-Roboter.


Hanfernte mit Mähbalken

Transport zur Hanffabrik

Hanf riffeln

Hanf rösten

Hanf brechen

Hanf schwingen

Hanf hecheln

Hanfanbau im 18. Jahrhundert

Klimawandel gab es auch schon ohne technischen Fortschritt. Jedenfalls glaubt man dieses von der kleinen Eiszeit 1600 - 1750. Die Temperaturen in Mitteleuropa waren 2 grad unter dem Durchschnitt des 19. Jahrhunderts, gegenüber heute fast 4 grad kälter. Die Winter waren extrem kalt, die Sommer sehr kühl. Ernteverluste prägten die Landwirtschaft. Die Lage verschäfte sich bis in die Französische Revolution.

Damals kroch noch Anfang Mai der sibirische Frost nach Mitteleuropa, so wie heute nur noch Podlaski (Ostpolen) von den Eisheiligen heimgesucht wird.

Damals entstanden die Sprüche:
"Wenn‘s an St. Pankratius (12. Mai) gefriert - wird viel im Garten ruiniert."
"Servaz (13. Mai) muss vorüber sein, will man vor Nachtfrost sicher sein."
"Pankrazi, Servazi, Bonifazi (14. Mai) - sind drei frostige Bazi, und am Schluss fehlt nie, die kalte Sophie(15. Mai)."
Bemerkung: Die Jahreswende verschob sich durch den Wechsel vom julianischen zum gregorianischen Kalender lange bevor diese Bauernregeln entstanden.

Aus diesem Grund wurde Hanf noch bis 1789 erst nach den Eisheiligen gesät. Zur Zeit Napoleons verschob sich die Aussaat wieder in den März/April.

Für den Hanf gibt es aber Regeln, die heute noch bestehen:
"Siehst du schon gelbe Blümlein im Freien, magst du getrost den Samen streuen."
"Wer bis Christan (03. April) sät Lein, bringt schönen Flachs in seine Scheun."
"Hanf vor dem Lein!"
"Wenn zu Babetten (Brigitten 23. Juli) das Getreide stöhnt, fühlt sich der Hanf verwöhnt."
"Bleibt es nass bis Patronellen (31. Mai), kann man sich im Hanf verstellen."

Heute verzeichnen wir wieder eine klimatische Erwärmung, sicherlich verursacht durch unser rücksichtsloses Plündern des Planeten. Die Aussaat erfolgt immer früher, in Ausnahmefällen wurde schon am 28. Februar gedrillt.


Alte Sorten

1945: Der Kuhnowsche Hanf, um 1920 gezüchtet für moorige Standorte, insbesonder für das Oderbruch, galt als ertragreiche deutsche Hanfsorte. Das Saatgut für den Anbau und das Basissaatgut für die Vermehrung wurde unzureichend gesichert. Es gelangte bei der Eroberung von Müncheberg im April 1945 zu den Köchen der 5. Stoßarmee des Bersarin, die das wertvolle Saatgut nicht erkennen konnten. Die Sorte wurde einfach aufgefuttert.

Der Kuhnowschen Hanf, der Schurigsche Hanf, später Havelländer genannt, der bei hohem Ertrag aber geringe Faserqualität hatte, und alle anderen alten Sorten waren und sind zweihäusig. Die männlichen Pflanzen verholzen und sterben nach der Blühte ab, während die weiblichen noch das Samenwachstum verantworteten und also mehrere Wochen länger grünen. Dieses gestaltet nicht nur die Mahd schwierig, sondern auch die Faseraufbereitung.
Es wurden Anfang des 20. Jhd. Gleichzeitigreifende gezüchtet wie der Hohenthurmer Gleichzeitigreifende. Leider waren die Erträge geringer und auch die Samen kleiner.

1940 - 1950 züchtete Reinhard von Sengbusch die erste einhäusige Sorte "Fibremon". Alle Einhäusigen gehen über Umwege immer auf diese "Fibremon" zurück, auch der Bernburger Einhäusige. Eine der wichtigsten Arbeiten bei der Weiterzüchtung einhäusigen Sorten ist das "Femeln": Entfernen männlicher Pflanzen. Sengbusch ist nicht nur der Züchter des ersten einhäusigen Faserhanfes, von ihm stammt auch die erste Süßlupine ("Gelbe") und die Erdbeere Senga Sengana.

Seit 1960 gibt es keine nennenswerten Züchtungsbemühungen. Die heute geläufigen einhäusigen Sorten sind Nachzüchtungen der Fibremon.
Viele Sorten gingen durch fehlen Erhaltungszüchtung verloren, wie etwa die deutsche Ramo.

Wo sind die Züchter ?

Im Siebenjahrplan von 1959 verkündete die SED das ehrgeizige Ziel, die Weizenproduktion auf unglaubliche 30,5 dt/ha zu steigern. Heute müssen auf Weizenflächen mindestens 70 dt/ha geerntet werden, 80 dt/ha sind keine Seltenheit. Größtenteils sind dieses Zuchterfolge; wohlbemerkt: klassische Zucht, keine Gentechnik!!!

In der Literatur wurden um 1960 Hanf-Duchschnittserträge von 80 dt/ha geriffelte Hanf-Stängelmasse und 8 dt/ha Hanf-Samen angegeben. Dieses entspricht ca. 100 dt/ha Hanf-Strohertrag (Stängel+Samen+Blätter). Heute gehen wie von exakt den gleichen Erträgen aus. Welch ein Zuchtstau seit 50 Jahren!

Anbau und Ernte früher


Riffeln und Röste

Brechen

Schwingen

Schwinge / Schwingbock für Hanf und Flachs Schwinge / Schwingbock für Hanf und Flachs Schwinge / Schwingbock für Hanf und Flachs Schwinge / Schwingbock für Hanf und Flachs Schwinge / Schwingbock für Hanf und Flachs
Schwinge / Schwingbock für Hanf und Flachs Schwinge / Schwingbock für Hanf und Flachs

Hecheln und Spinnen

Industriealisierung


Hanf im ersten Verbundwerkstoff der Industrie

Die Schifffahrt beginnt mit dem Bastseil.
Erst die Erfindung des Bastseiles (Hanf) ermöglichte die Schifffahrt, den Bau von Flössen und Papyrusschiffen.
Zuvor gab es vielleicht vielleicht Kanus aus "Einbäumen" aber keine Schifffahrt.
Jagdbögen, wie auch frühe Saiten-Musikinstrumente, waren mit Darm bespannt. Mit Darm aber hätte man weder Flösse noch Papysusschiffe zusammen binden können, da Darm nicht wassertauglich ist.

Hochseetaugliche Schiffe gab es erst mit dem Verbundwerkstoff Hanf & Pech.
Die Agronauten fuhren im Floss, das sie Argos nannten, von Griechenland nach Kolchis, also nach Georgien über das Schwarze Meer.
Die Ägypter fuhren mit Papyrusschiffen über den Nil.
Dann aber gab es eine Revolution in der Schifffahrt.
Vor Troja landeten bereits Plankenschiffe, die bei Homer "gewölbte schwarze Schiffe" heißen. Was war geschehen?

Das Pech wurde erfunden. Und der erste technische Verbundwerkstoff. Der Verbundwerkstoff aus Hanf und schwarzem Pech ermöglichte das Abdichten von Planken - der Bau von "gewölbten" Schiffen war geboren. Planken wurden zusammengefügt und die Spalte mit dem Verbundwerkstoff aus Hanf und Pech abgedichtet, kalfatert.
Der Kalfaterhanf war erfunden.

Zur Zeit der Expansion ab 1204 im Rahmen der Kreuzzüge explodierte der Schiffsbau insbesondere in Venedig. Der Doge Tommaso Mocenigo 1414 bis 1423 berichtet, dass in Venedig 3000 Marangoni (Schiffszimmermänner) und weitere 3000 Calafati (Fachkräfte mit Hanf und Pech die Planken zu kalfatern) arbeiteten.


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