Stopfdichte
Setzungssicherheit

Kann Hanf schimmeln?

Geruch durch mikrobiellen Besatz verursacht?

 

...
ich habe die Beschreibung zu Ihren Hanf-Dämmstreifen gelesen und dazu
eine Frage: Wenn diese in Verbindung mit Estrich angebracht werden,
können die Streifen dann nicht anfangen zu vermodern oder zu schimmeln?
Denn der Estrich ist nach Einbringen erstmal eine Weile feucht.

Eine ähnliche Frage zu der Hanf-Lehm-Schüttung: Ist diese zunächst
ebenfalls feucht oder wird diese gänzlich trocken verarbeitet?

Ich bevorzuge an sich natürliche Materialien gegenüber künstlichen.
Allerdings hatten wir kürzlich einen Berater zu Besuch, der sagte, dass
Naturmaterial oftmals schon vorbelastet sei durch Schimmelsporen.
Wir hatten zudem gerade erst Probleme mit einem Wasserschaden und
Schimmelbildung. Daher bin ich nun etwas vorsichtig/unschlüssig bei der
Auswahl neuer Materialien. Der Fußboden inkl. Styro-Dämmung wurde komplett
entfernt.

Welche Erfahrungen haben Sie in dieser Hinsicht mit Hanfprodukten
gemacht, bzw. können Sie mir dazu einen Rat geben?
C. aud K.

 

Hallo Herr K.,

zunächst eine Vorbemerkung:
Hanf ist manchmal helle (blond) und manchmal dunkel. Blond wird er durch das Ausbleichen an der Sonne. Grau ist seine natürliche Farbe.
Dunkler Hanf hat immer auch ein Geruch von Erde, teilweise etwas nach Scheuerlappen. Das ist normal und schmälert nicht die Qualität und auch nicht die Langlebigkeit.

Zur ersten Frage: Kann Hanf schimmeln, wenn er einige Wochen nass ist?

Es ist Hanf! Und Hanf ist extrem feuchteverträglich. Ja, der Hanf kann in der Zwischenzeit dunkel werden (Röste) und auch nach Scheuerlappen riechen. Aber wenn er nach 4 oder 6 Wochen wieder trocken ist, passiert nichts weiter.

Die Schallschüttung LLS 200 wird trocken eingebracht; die Wand-Dämmschüttung LLS 400 wird erdfeucht eingebracht.

Nachfolgende Betrachtung gilt aber grundsätzlich. Abgesehen davon trocknet Hanf sehr schnell wieder ab, was immer angestrebt werden sollte.

Unter einem mikrobiellen Besatz versteht man alle Bakterienfragmente (nicht mehr lebend), Sporen u. Ä., die auf einem Werkstoff drauf sind.
Viele Werkstoffe werden während der Fertigung mit sehr viel Hitze beaufschlagt:
Thermoplastik (Styrol, Polyester, PP) werden bei 220–270 °C geschmolzen, Formaldehyd, Phenolharze, Polyurethane brauchen eine Reaktionstemperatur von > 240 °C und so weiter. Nach einer solchen Erhitzung hat man einige Wochen Zeit, in denen sehr wenig mikrobiell passiert. Jedoch nach diesen "einigen" Wochen macht die Umwelt wieder alles gleich.
Nach spätestens 1 Jahr ist der mikrobielle Besatz eines Baustoffs nun noch von den Gegebenheiten im Baukörper abhängig, nicht mehr von der Hitzebeaufschlagung des Herstellers (damals) während der Herstellung.

Hier muss gefragt werden:

  1. Treten im Baukörper erhöhte Feuchtigkeiten auf, weil beispielsweise Folien die Austrocknung verhindern?
  2. Können die Materialien mit erhöhter Feuchtigkeit überdauern oder leiden diese?
  3. Kann sich Schimmel, Hausschwamm und ähnliches ausbreiten?

Bei diesen Fragen hilft:

  1. Verwenden Sie möglichst Hanf!
  2. Bauen Sie so diffusionsoffen wie möglich!

...
ich habe für meinen Ausbau schon oft euren Hanf genommen.
Bei der letzten Lieferung allerdings denke ich, dass sie verpilzt ist. Der Hanf fühlte sich irgendwie klamm an,
riecht muffig und staubt. Sind es Sporen?

J. aus L.


Hallo Frau J.

gestatten Sie einige Grundsätzlichkeiten.

1.
Hanf ist – sofern trocken – nahezu endlos lagerfähig. Wenn in einer Folie lagernd, muss der Hanf trocken sein. Anderenfalls riecht Hanf nach Scheuerlappen oder Wäsche, die man 3 Tage in der Waschmaschine vergaß. Dieser Geruch ist typisch für nassen Hanf. Trocknet er, so ist seine Gebrauchseigenschaft nicht gemindert! Ein leichter Scheuerlappen-Geruch ist dem Hanf immer eigen. Will man diesen wegbekommen, so muss der Hanf gewaschen und getrocknet werden. Dieses wird getan, sofern man aus Hanf Bekleidungstextilien herstellt.

2.
Hanf staubt scheinbar immer. Entstaubt man ihn gründlich – wir entstauben den Hanf in der Fabrik mehrfach – so staubt er nach nochmaligem Bewegen erneut. Die "Staubanteile" sind größtenteils kurze Fasern oder Faserfragmente, manchmal cm lang, die sehr langsam, ähnlich wie Daunenfedern, zu Boden schweben.

3.
Hanf ist ein Naturprodukt und besteht u. a. aus Zellulose. Unter Kompostbedingungen verrottet er, wie im Grunde alle Naturpodukte. Zwar finden sich auf dem Hanf allerlei Spuren und Reste von Mikroorganismen, jedoch ist ein Schimmeln eher untypisch. Dringt viel Nässe ein und bleibt der Hanf eine lange Zeit triefend nass, so verschimmelt dieser nicht, sondern es bilden sich in der Regel zelluloseabbauende Kulturen, z. B. Tintlinge. Wird dieses rechtzeitig erkannt und wird dann die Hanf-Dämmung
getrocknet, so sind auch die Gebrauchseigenschaften noch vollständig vorhanden.

Zu Ihrer konkreten Situation:
Ihr Hanf ist klamm?

Unsere Baustoffe verlassen unsere Fabrik immer trocken. Es muss also irgendwo Wasser eingedrungen sein. Wenn das unsere Schuld ist oder die des Spediteurs, so nehmen wir die Charge natürlich zurück. Wenn es falsch gelagert wurde, so empfehlen wir, einfach den Hanf aus der Verpackung zu nehmen, in den Wind oder in die Sonne legen.
Sobald er wieder trocken ist, ist der Hanf wieder o. k.

PS: Nach der Ernte, vor der mechanischen Verarbeitung machen wir den Hanf bewusst mehrfach nass. Dafür nutzen wir Regenwasser; konkret nutzen wir dafür den Regen selbst. Wir lassen den Hanf anschließend jeweils wieder trocknen. Wir nutzen dafür den Wind auf dem Feld. Ohne Nass machen und wieder Trocknen kann Hanf mechanisch nicht verarbeitet werden. Es ist für uns also zwingend, Hanf nass zu machen.

In einer Teilstudie zum mikrobiellen Besatz von Dämmstoffen aus Nachwachsenden Rohstoffen des Institut für Holztechnologie Dresden (2020) heißt es:

"Bei den Produkten aus [... und] Hanf [der Hanffaser Uckermark *] wurden deutlich mehr Bakterien und auch Hyphenbruchstücke sowie braune Pilzhyphen in bzw. an einigen Fasern gefunden. [...] Myzelien, die auf ein Wachstum hindeuten würden, waren auf den Fasern allerdings nicht nachweisbar."

"Bei der Beurteilung von möglichen Schäden am Bau muss das Aussehen der Baustoffe im Neuzustand unbedingt bekannt sein, um keine falschen Schlussfolgerungen zu ziehen. Das könnte sonst – insbesondere im Fall von Naturstoffen wie Hanf [der Hanffaser Uckermark *] – dazu führen, dass die naturgegebenen mikrobiellen Strukturen fälschlicherweise als Folge eines Schimmelschadens interpretiert zugeordnet werden. Daher ist das wichtigste Kriterium für eine aktive Besiedlung – nämlich das Vorhandensein von Pilzmyzel – bei der Bewertung unbedingt zu beachten. Dieses wurde jedoch auf keinem der untersuchten Dämmstoffe festgestellt."

und weiter: "Auch bei dem Hanf-Produkt, an dem durch mikroskopische Bewertung Bakterien und Pilze detektiert wurden (s. o.), wurden keine höheren Lebendkeimzahlen ermittelt. Das zeigt, dass die die natürlicherweise im und am Material vorhanden Mikroorganismen durch Wärmeeinwirkung im Herstellungsprozess abgetötet werden. Somit erwiesen sich alle Dämmstoffe als unauffällig, da die Konzentration in jedem Fall unterhalb der Hintergrundkonzentration von 105 KBE/g (Schimmelpilze) bzw. 106 KBE/g (Bakterien) lag. In jedem Fall waren Bakterien dominierend; Schimmelpilze wurden nicht detektiert. Damit können die untersuchten Produkte sowohl im Neuzustand als auch als "Lagerware" aus hygienischer Sicht als grundsätzlich unbedenklich betrachtet werden."

[*] unsere Anmerkung: Für diese Studie wurden unsere Baustoffe ST50 und LLS400 herangezogen.

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