Lehm und seine Zuschläge
➜ Historischer Lehmbau
➜ Reparatur am alten Lehmbau
➜ Lehm Grundputz 02 universal
Bis zum Ende des Lehmbaus 1848 war rein mineralischer Lehm IMMER NUR ein Grundmaterial. Zum Baustoff wurde Lehm erst durch Hinzufügen von Pflanzenfasern, Kuhfladen oder Pferdeäpfeln, Rinderblut, Schweineborsten, allerlei andere Zusätze – Sande wurden natürlich ebenfalls zugeschlagen.
Die Zuschlagstoffe hatten und haben drei Funktionen: Abmagerung + bessere Verarbeitbarkeit + bedingter Widerstand gegen Witterung und Abrieb.
Die Anwendungen waren vielfältig: Putze und Oberflächen – monolithische Wände und Mauern – Ausfachung von Fachwerk – Wellerlehm, Strohwickellehm u.a.
Und die Verarbeitungen waren noch vielfältiger, die Zuschlagstoffe entsprechend umfangreich.
Tierische Zuschlagstoffe und Exkremente sind heute nahezu verschwunden.
Speziell die Lehmputze werden heute von Lehmputzern gar rein mineralisch gewünscht.
Lehm Grundputz – 02-universal
rein mineralisch
Der Lehm Grundputz 02-universal ist als Unterputz fett eingestellt. Fett eingestellter Lehm hat eine bessere Haftung, verursacht jedoch Schwundrisse beim Abtrocknen. Die normale Putzstärke von 1,0–1,5 cm verlangt eine gewisse Haftung. Wer Schwundrisse vermeiden will, muss den Lehm magerer einstellen, was aber die Haftung vermindert.
Für das Anmachen von Lehm-Grundputz mit Wasser gibt es allgemein die Faustregel: 3 Teile Lehm + 1 Teil Wasser. Also 25 kg + ca. 8 l Wasser.
Die Ergiebigkeit hat das Überschlagsmaß: 1 t -> ca. 37 m² bei 1,5 cm Putzstärke.
Feinputz
Wir nutzen als Abmagerungszusatz Quarzsand 0–0,5.
Quarzsand verbessert die Voraussetzung für eine helle Farbüberdeckung, z. B. mit einer Kalkfarbe. Allerdings neigt der Zuschlagstoff Quarzsand zum Absanden. Es ist also ein abschließender Farbanstrich empfehlenswert.
Die Fertigmischung Feinputz ist für einen Auftrag von 1–3 mm.
Hanf-Kollerschäben
Hanf-Kollerschäben sind ein besserer Sand-Ersatz, um Lehmputz abzumagern, gleichzeitig den Lehm zu armieren, die Rissbildung zu verringern.
Aus einem Grubenlehm kann mithilfe der Kollerschäben ein Dämmputz angemischt werden. Für die Menge gibt es keine Empfehlung, da die Qualität des Grubenlehms maßgeblich ist.
Körnung: 1–4 mm
Kollerschäben sind auch ein besserer Sandersatz zur Anmischung von Hanf-Kalk-Mörtel. Hanf-Kalk-Mörtel ist ein Mörtel für Hanf-Kalk-Steine, aber auch für Strohballenhäuser.
Schilf-Armierungsfaser
Als Oberputz auf einem Unterputz empfehlen wir das Abmagern mit dem Zuschlag Schilfarmierungsfaser.
Abmagern mittels Pflanzenmaterial und gleichzeitig Armierung, um die innere Stabiltiät durch weniger fette Einstellung entgegen zu wirken.
Faserlänge: 2–12 mm
Hanf-Armierungsfaser?
Zwar:
Hanf ist sicherlich die stärkste Naturfaser. Und Hanf ist überhaupt unverwüstlich.
Aber:
Hanffasern neigen zum Verfilzen und Verspinnen. Es entstehen beim Mischen "Wollmäuse".
Darum verzichten wir auf das Angebot von Hanf-Armierungsfaser.
Strukturschäben
Für einen eigenen Stampflehm empfehlen wir das Abmagern mit dem Zuschlag Strukturschäben.
Für einen klassischen Stampflehm ist Grubenlehm 1:1 Volumenverhältnis mit Strukturschäben abzumagern. Also:
1 Schaufel Grubenlehm + 1 Schaufel Strukturschäben.
Schäbenlänge: 15–45 mm
Lehm-Diffusionsgranulat
Diffusionsgranulat sperrt die Diffusion von unten, sobald der osmotische Druck und folglich die Materialfeuchtigkeit steigt.
Für geringe Diffusion, insbesondere auch für den Diffusionsausgleich nach unten bleibt das Granulat offen.
Das Diffusionsgranulat ist keine Kapillarsperre. Immer müssen erdnahe Fußböden gegen Kapillaraufstieg gesperrt werden. Eine klassische Kapillarsperre ist beispielsweise eine hinreichend hohe Aufschüttung von Grobkies.
Zwischen einer Kapillarsperre Grobkies, Schotter oder Ähnlichem muss eine Trennschicht gelegt werden, um ein Durchmischen zu verhindern. Hier empfehlen wir ein Hanfvlies 3 mm.
Körnung: 0,5–5 mm
Historische Zuschläge
Im ehemaligen Standard-Buch "Der Maurer" von Adolf Opderbecke, Leipzig 1910, findet sich (S.303):
Bei landwirtschaftlichen Bauten, namentlich in Dreschtennen, wird der Fußboden häufig aus Lehm hergestellt. Man verwendet hierfür gut ausgefrorenen Lehm, welcher in Lagen von 7 bis 10 cm Stärke aufgebracht und festgetreten wird, bis er eine Starke von 35 bis 45 cm erreicht. Die weitere Dichtung erfolgt mit Schlegeln von der Form eines halben Zylinders, sogen. "Pritschbläueln", so lange, bis die Oberfläche keine Eindrücke von den Schlegeln mehr annimmt. Hierauf wird der Fußboden mit Rindsblut oder Teergalle unter Zusatz von Hammerschlag, auch wohl mit einer Lösung von Ton in Rindsblut und Wasser mehrere Male angefeuchtet, bis alle Risse im Fußboden zugeschlämmt sind.