Historischer Lehmbau

Seit vielen tausend Jahren werden Lehmhäuser auf die gleiche Weise errichtet, so wie heute noch in vielen Ländern.
Das eigentliche Problem der Lehmhäuser ist: Lehmhäuser taugen nicht als Statussymbol.

Wer im Lehmhaus wohnt muss auf die Präsentation seines Reichtums verzichten.

Lehmhäuser können 500 Jahre halten, in regenarmen Gebieten noch viel länger.
Das aber bedeutet, dass ein Wechsel von Bewohner und Generation sich äußerlich im Status nicht erhöht und also weder der Eitelkeit noch dem Reichtum fröhnt.

Lehm ist und war immer regional

Lehm war genau dort das regional älteste Baumaterial, wo Holz wertvoll war. Umgekehrt ebenso.

 

Zur Zeit von Gilgamesch (3000 v. Chr.) war bereits der Lehmbau etabliert und verbreitet. Gilgamesch gilt als Erfinder der vorgefertigten Lehmziegel in Serienproduktion. Mit serienmäßig hergestellten Lehmziegeln wurde die große Stadtmauer von Uruk errichtet. Für sein Mausoleum gilt er sogar als Erfinder der gebrannten Lehmziegel.

Lehmbauten können tausend Jahre alt werden, wenn Regen und vor allem Regenablauf ihnen nicht zusetzt. Und wenn die Außen-Lehmwände regelmäßig ausgebessert werden. Und natürlich wenn die Mischung stimmt.
In Zentralasien bedeutet 'pakhsa' Strohlehmgemisch.

Englisch: 'cob'. Deutsch: 'Stampflehm'. Steirisch: 'Soozen'.

Die Wetterbeständigkeit wurde durch andere Zuschläge verbessert: Kuhfladen, Pferdeäpfel etc.

'Patzen' waren eine Vordimensionierung in (Stein-) Formen, wobei gegenüber dem Handstrichstein, kein Wert auf Kantengenauigkeit gelegt wurde. Hierfür wurde nur Pflanzenfaser zugemischt, da das Faser-Lehm-Gemisch in die Hand genommen wurde und durch Patzen (Hineinwuchten) in der Form verdichtet.

Baulehm war immer eine Mischung mit Pflanzenfasern.

Wände aus rein mineralischem Stampflehm gab es nie.
Heutige rein mineralische Stampflehmprodukte (für Wände) werden nicht überleben. Das hat physikalische Gründe. Die alten Meister wussten dieses. Wände aus Lehm brauchen Pflanzenfaser.

Überhaupt macht die Mischung erst den Lehm. Vereinfacht kann man für historische Mischungen sagen:

Grubenlehm = Tonmineral + Schluff + Sand
gebrannte "Backsteine" von der Gotik bis um 1900 waren aus Grubenlehm.
Wellerlehm = Grubenlehm um Strohwickel
Baulehm = Grubenlehm + Pflanzenfaser + Allerlei
Stampflehmwände, Lehmsteine u.ä. waren aus Baulehm.
Lehmestrich (Tenne, Fußböden der Knechte und Tagelöhner) = Grubenlehm + Ochsenblut nach dem Trocknen
Lehmputz = Grubenlehm + Sand + Borsten (Schwein oder Rind) + Allerlei

Allerlei können Huminstoffe oder Exkrementmischungen (Mist) sein.

Lehm ist fast überall zu finden, meist nur wenige Spaten tief ausreichend vorhanden, ohne Energie-Eintrag sofort verarbeitbar. Früher und heute auch.
Zum Baustoff wurde Lehm durch die Zugabe von Zuschlägen.

Alte Techniken

Es gab 4 Möglichkeiten, aus Lehm Häuser zu bauen:

  1. Lehm+Pflanzenfaser ohne Form aufbauen und erst im Nachhinein mit einem Spaten auf die Form einer Wand abstechen.
  2. Lehm+Pflanzenfaser hinter eine Schalung stampfen. Dieser Stampflehm kann mit höherem Anteil von Pflanzenfasern versehen werden und wird dadurch stabiler.
  3. Ein Fachwerk oder einen Ständerbau errichten, Lehmwickel um Holz-Staken, strohumwickelt, in die gekerbten und genuteten Fachungen vertikal schlagen, mit Lehmmauke die Lehmwickel händisch begradigen.
  4. Ein Fachwerk oder einen Ständerbau errichten, Staken vertikal einschlagen, Weidenruten um die Staken horizontal flechten und dieses Geflecht mit Strohlehm füllen.
  5. Viele Natursteinmauern bilden ein zweischaliges Gestell, wobei beidseitig auf möglichst gerade Flächen geachtet wurde. Mittig entstanden so kleine und große Hohlräume, die mit Lehm vergossen wurden.
  6. Lehm war der Estrich für Tennen-, Küchen- und Wohnstuben-Böden. Lehm wurde ca. 1 cm höher als das Endniveau eingebracht, mit Pletschen geschlagen, später mit einem Pappelholz geglättet.

Grundsätzlich muss Lehm möglichst beim Trocknen vor starker Sonneneinstrahlung geschützt werden, um große Risse zu vermeiden.

Alte Gebäude

Vielen alten Gebäuden sieht man nicht an, dass es eigentlich Lehmhäuser sind. Viele historische Natursteingebäude sind eigentlich verkleidete Lehmhäuser. Erst wenn der Kalk- oder Zement-Putz bröckelt, das Dach oder die Dachrinne kaputt ist; wenn Reparaturarbeiten oder gar Abriss anstehen, erkennt man das Lehmhaus.

Bis ins 17.–18. Jhd. bauten alle mit Lehm. Komplett oder anteilig. Auch große Hallenhäuser bis ins 18. Jdh. wurden komplett aus Lehm gestampft. Nur für hohe Gebäude und Wehrmauern leistete man sich den Mörtel aus gebranntem Kalk. Mit zunehmendem Reichtum immer mehr.

Lehm kostete nichts, und so wurde Lehm im 18.-19. Jdh. immer mehr ein Baustoff der Mittellosen, insbesondere der Leibeigenen. Mittellose Bauern und Leibeigene bauten keine Fachwerkhäuser mit Lehmgefachen, sie bauten keine Ziegelhäuser mit Lehm-Mörtel, sondern Leibeigene bauten Häuser komplett aus gestampftem Lehm oder aus getrockneten, nicht gebrannten Lehmziegeln. Mit der Abschaffung der Leibeigenschaft (1807–1810) und der damit verbundenen Berechtigung der Landarbeiter, Geld zu verdienen, ein Haus mit Status zu bauen und gar einen Kredit für einen Hausbau aufzunehmen, verschwand der Lehmbau plötzlich und vollständig. Zuletzt in Mecklenburg um 1848, in Pommern und Ostpreußen noch später, aber trotzdem plötzlich und vollständig, denn er war vielen ein Symbol der Leibeigenschaft.

Lediglich nach 1945 gab es in Ostdeutschland wieder einen kurzen Aufschwung.

Die Zeiten ändern sich

Heute ist Lehm, insbesondere für den Innenausbau und namentlich für Innendämmungen auf einer Beschleunigungsspur.

Der Primärenergieeintrag von Lehm ist in der Regel extrem niedrig. Der Lebenszyklus vorbildlich. Die Behaglichkeit der Wohnräume wünschenswert.

Lehm, insbesondere bei einer Innendämmung

Unsere Lehm-Wanddämmung ist die ideale Innendämmung in der Einheit: Wärmedämmung + Wärmespeicher + Raumklima.

Als Auftrag von wenigen cm ist der HL-DU 04: Dämm- und Akustikputz eine großartige Alternative.

Hanf-Lehm-Dämmputz

Wärme-Dämmung

HL-DU 04 ist eine Innenwand-Dämmung. Die Oberflächentemperatur der Innenwand wird durch einen 25–50 mm starken Dämmputz spürbar erhöht. Die Außenwand wirkt wesentlich wärmer. Wenig Innenraum geht verloren, der Aufwand ist überschaubar, die Wirkung ist sehr deutlich.

Schall-Dämmung

HL-DU 04 ist ein Akustik-Putz. Er dämmt die Nachhallzeit im Frequenzband 100 Hz – 4.000 Hz. Durch seine "weiche" Struktur werden die Schallwellen nicht reflektiert, sondern absorbiert. Achtung: Als klassischer Akustik-Putz verwendet, darf er nur gestrichen werden; hingegen würde ein harter Oberputz die Dämmung des Nachhalls teilweise negieren.

Forschung und Entwicklung

Die Mischungen von Hanf und Lehm überlassen wir nicht dem Zufall. Forschung und Entwicklung gehört bei uns zur Produktentwicklung, zum Qualitätsmanagement und zur bauphysikalischen Überwachung.

Hanfschäben mit TonMineral-Partikeln des Lehms

Mit freundlicher Genehmigung der HS Wismar, die mit uns zusammen an diesem interessanten Thema forscht.


2000 Jahre Lehm-Stadtmauer (Buchara) 2000 Jahre alte pakhsa-Stadtmauer (Buchara)

700 Jahre Lehm-Amtshaus (Marokko) 700 Jahre altes Lehm-Amtshaus (Marokko)

300 Jahre altes Lehmhaus (Uckermark) 300 Jahre altes Niederdeutsches Hallenhaus aus Lehm

200 Jahre altes Lehmhaus (Prignitz) min 200 Jahre altes Lehmhaus mit Zementputz

200 Jahre altes Lehmhaus (Pommern) ehemals mit Zementputz min 200 Jahre altes Lehmhaus mit Zementputz

Feldsteinmauer mit Lehmkern Feldsteinscheune mit Lehmkern

Feldsteinen-Scheune mit Lehmkern Feldsteinscheune mit Lehmkern

200 Jahre altes Lehmhaus + Zementputz min 200 Jahre altes Lehmhaus mit Zementputz

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